
„Uns fehlen 43“ ist eine Parole des Kampfes und der Beharrlichkeit der Familien und Freunde der Gruppe von Lehramtsstudenten, die in Iguala, Mexiko, seit Ende September 2014 verschwunden ist.
Der sogenannte „Fall Ayotzinapa” hat weltweit die Schlagzeilen gefüllt und es gibt mehrere Hypothesen, die um die Vorgänge kursieren; während einige behaupten, dass die Studenten ermordet und später eingeäschert wurden, sind andere der Meinung, dass sie einer Gruppe von Polizisten in die Hände gefallen sind.
Nach fast zwei Jahren der Untersuchungen durch Regierung und unabhängige Kommissionen gibt es immer noch keine Spur der Jugendlichen, die der langen Liste von Verschwundenen in Mexiko hinzugefügt werden müssen.
Ein Kommunique der Mexikanischen Kommission zur Verteidigung und Förderung der Menschenrechte (CMDPDH) enthüllt unter Berufung auf nationale Registrierungsdaten von Vermissten, dass in Mexiko – von 2006 an gerechnet – 28.161 Menschen verschwunden sind.
Die Staaten mit den meisten Fällen sind Guerrero, Veracruz und Tamaulipas. Jugendliche stellen einen beträchtlichen Anteil dar.
Diese alarmierenden Zahlen ergeben noch kein vollständiges Bild, weil darin die Fälle nicht enthalten sind, bei denen es aus Furcht oder Misstrauen nicht zu einer formalen Anzeige kam.
GEWALT, DROGENHANDEL UND VERSCHWUNDENE
Der zitierte Bericht nennt das Jahr 2006 als Ausgangspunkt, da es jenes Jahr war, in dem der damalige Präsident Felipe Calderón einen Krieg gegen den Drogenhandel ins Leben rief, der nach sechs Jahren der Umsetzung einen Saldo von 60.000 Toten ergab.
Das war eine der Hinterlassenschaften, die Enrique Peña Neto erbte, als er vor vier Jahren das Amt übernahm: eine Nation, gebeutelt von Gewalt in Verbindung mit Drogenhandel und dem organisierten Verbrechen.
Innerhalb des amerikanischen Kontinents besitzt Mexiko die größten und gewalttätigsten kriminellen Organisationen, die dabei sind, zu einer regionalen Bedrohung zu werden – mit Drogen-, Waffen- und Menschenhandel sowie Geldwäsche nach diesen widerrechtlichen Geschäften.
Zwischen diesen Banden gibt es Konflikte, in denen es zuweilen um territoriale Streitigkeiten geht – an denen auch die Behörden beteiligt sind – und die Entführungen von Personen mit sich bringen, die überhaupt nichts mit der Angelegenheit zu tun hatten und einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren.
Die Analyse der CMDPDH stützt diese Hypothese, wenn sie sagt, dass „heute Menschen ohne sozialen oder politischen Aktivismus Opfer gewaltsamen Verschwindens werden, wobei die Gründe und Ursachen nicht klar sind. Keine Instanz hat eine Erklärung geben können, die über Leugnen und die Stigmatisierung der Opfer hinausgegangen wären“.
Der Staatssekretär für Menschenrechte Roberto Campa gab zu, dass viele Fälle von Verschwindenlassen „von kriminellen Banden in Absprache mit der örtlichen Polizei verübt werden“.
Ebenso würden in Mexiko immer wieder heimliche Gräber entdeckt, aber viele der Leichen darin, die stets Anzeichen irgendeiner Art von Gewalt trügen, seien unvollständig und daher unmöglich zu identifizieren.
Ein unlängst veröffentlichter Report der Generalverwaltung der Republik bekundet, dass seit August 2006 bis Oktober vergangenen Jahres Gräber dieser Art in 16 der 32 mexikanischen Bundesstaaten entdeckt worden seien – 201 an der Zahl mit 662 Toten.
Auch wenn die Bevölkerung von der Regierung fordert, mehr zu tun, hat es doch einige Fortschritte bei der Strafverfolgung von Morden und Entführungen gegeben, die durch Gesetzeshüter begangen wurden.
Peña Nieto wartete nach dem Verschwinden der 43 Studenten von Ayotzinapa außerdem mit zehn Maßnahmen auf, um “die Sicherheit, die Justiz und den Rechtsstaat zu verbessern“. Darunter befinden sich Gesetze, um jene Behörden unter Kontrolle zu haben, die mit dem organisierten Verbrechen verbandelt sind, die Einrichtung einer nationalen Notrufnummer und Aktionen für Menschenrechte.
Mexiko hat einen langen Weg voller Herausforderungen vor sich. Es hat sich gezeigt, dass es notwendig ist, größere Geschlossenheit im Kampf gegen den Drogenhandel zu zeigen, der der Nation so viel Schaden zufügt, und eine aktivere Strategie angesichts des Dramas so vieler Verschwundener zu entwickeln.