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Luis Almagro (fünfter von links nach rechts) empfängt venezolanische Abgeordnete in seinem Büro, die eine militärische Invasion in ihrem Land fordern. Photo: EFE

CARACAS- „Auch wenn deine Lüge tausend Mal wiederholt wird, so wird sie doch niemals die Wahrheit sein“, so lautet der zweite Satz einer Botschaft, die der Generalsekretär der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Luis Almagro in der vergangenen Woche an Präsident Maduro schickte.

Der Brief war die in Nüchternheit verkleidete, zornige Antwort, die der ehemalige uruguayische Außenminister dem südamerikanischen Staatschef gab, der in einer seiner Reden sagte, dass Almagro ein Agent der CIA sei und seine Cliquenschaft mit der venezolanischen Rechten anprangerte, die Venezuela Sanktionen und regionaler Isolierung aussetzen möchte, wie dies die Anwendung der Demokratischen Charta der OAS vorsieht.

Sofort von den Medien verbreitet, die, von den New York Times bis zu lokalen Tageszeitungen koordiniert, alles daransetzen gegen Venezuela vorzugehen, ist diese Botschaft ein in kurzen Sätzen geschriebenes und direktes Plädoyer; Das Mittel der Briefkorrespondenz, die traditionell dazu diente, die Verteidigung unwiderlegbarer Wahrheiten zu blockieren, und durch die Dramatik gestützt wird, die Erklärungen in der ersten Person immer beinhalten.

Wenn wir einen Moment lang die Beschuldigungen gegen Maduro außer Acht lassen und uns auf den glänzenden Lebenslauf des Generalsekretärs der OAS konzentrieren – der sich selbst zum Paladin der „Prinzipien von Freiheit, Ehrlichkeit, Anstand, öffentlicher Redlichkeit, Demokratie und Menschenrechten“ erhebt - , sehen wir uns plötzlich einem Revolutionär Almagro gegenüber, dem es gelang, wir wissen nicht wie, mit welchem Handbuch, an die Spitze der multinationalen undemokratischsten Organisation des Kontinents zu gelangen.

Segenspender von Diktaturen und Staatsstreichen, beispielhafter Urheber der besten Handbücher für Einmischungen, diplomatische Fallen, Söldnertum und Verhetzung, hat es sich die OAS zur Aufgabe gemacht, die Beweise dafür zu liefern, warum diese Einrichtung ihren Sitz in Washington hat. Welcher Ort könnte besser geeignet sein, das sogenannte Ministerium für die Kolonien zu verwalten?

Die Geschichte wiegt schwer und die Handlungen legen die wahren Absichten bloß, die der Diskurs zu verschleiern versucht. Es gibt zuviele Beweise von emotionaler Wärme für diejenigen, die Almagro in seinem Brief als „seine Leute“ bezeichnet. Ein privilegierter Kreis, zu dem Uribe und einige venezolanische Abgeordnete gehören, auch wenn deren Vorstellungen „weder deine noch meine sind“, heißt es in der Botschaft an den venezolanischen Präsidenten, um so seine Unparteilichkeit zu demonstrieren.

In dem Brief nennt er lieber die Namen nicht, wenn er eine allgemeine Forderung nach Freiheit für politische Gefangene aufstellt. Aber est existiert schon ein Foto auf dem er lächelnd die Hand auf den Drahtzieher Leopoldo López legt, den intellektuellen Urheber der berühmt berüchtigten Guarimbas, die 43 Tote mit sich brachten.

Wie jemand, der eine Nebelwand aufbaut, betrachtet er jeden Akt „des Staatsstreichs gegen dich“ als Unsinn, empfängt aber unterdessen venezolanische Abgeordnete in seinem Büro, die eine militärische Invasion aus dem Ausland für ihr eigenes Land verlangen, die regionale Isolierung des Landes durch die Anwendung der Demokratischen Charta fordern und außerhalb des gesetzlichen Rahmens den Abgang Maduros erzwingen wollen.

„Der öffentliche Anstand gebietet, dass du eine Volksabstimmung zum Revokatorium im Jahr 2016 durchführst“, befiehlt Almagro, wohl wissend, dass wenn diese außerhalb des Zeitplans stattfindet und es gelingt Maduro abzusetzen, was sich erst noch heraustellen muss, zwar Maduro nicht mehr Staatschef wäre, aber in Händen des Vizepräsidenten bliebe der Chavismus an der Macht.

Einzigartig ist die Art und Weise wie Almagro „die Putsche“ verteufelt.

Definitiv erscheinen die von dem Uruguayer ausgesprochenen Wahrheiten, die einzig wirklichen, absoluten und unwiderlegbaren zu sein. Er hat sie sooft wiederholt, dass er sie zweifellos glaubt.

In Zukunft werden alle Aussagen unter dem Schutz des Sekretariats und der beispielhaften Organisation, die er vertritt, die einzigen Wahrheiten sein, die demokratischen, die gerechten, die von seiner revolutionären OAS gesegneten. Dabei ist es gleichgültig, wie sie gesagt werden und was die Tataschen beweisen. Es reicht, wenn sie gesagt werden.

Die Wahrheit z.B. ist, dass es am Mittwoch vergangener Woche eine friedliche Demonstration der Opposition gab. Das hat nämlich Henrique Capriles gesagt und am selben Tag Ramos Allup. „Niemand wird uns vom friedlichen und demokratischen Weg abbringen.“

Die jungen Polizisten die von gewalttätigen Jugendlichen vor den Augen der Welt zu Boden geprügelt wurden, alles reine Montage von Eingeschleusten der Regierung. Das haben sich die Abgeordneten der oppositionellen MUD und Capriles selbst beeilt zu sagen.

Das seien alles Absprachen der Regierung mit „ihren Agenten“, die sie alle hinter Gitter gesetzt hätten und erkären ließen, sie seien vom Sicherheitschef von Hern Ramos Allup, dem Präsidenten der Nationalversammlung bezahlt worden.

Der ist Coromoto Rodríguez, alias „Comisario Comoroto“, der unter der Diktatur von Carlos Andrés Pérez berühmt wurde und auch dessen Sicherheitschef war. Er war der Musterschüler eines anderen „Comisario“, namens Basilio, der dahinter seine Identität als Posada Carriles verbarg, mit dieser als venezolanischer Folterer agierte und von dem er die blutigsten Foltertechniken lernte.

Dieser Chef der Leibwächter des „friedlichen und demokratischen“ Parlamentspräsidenten bezahlte die Schlägerei, die schon vorher geplant war, öffentlich zu werden. Aber das eine sagt die Regierung und die anderen sagen, das stimme nicht. Wer sagt die Wahrheit? Fragen Sie die OAS.

Es wären eigentlich zu viele Zufälle. Der Führer der revolutionären Vereinten Sozialistischen Partei Venezuelas, Jorge Rodríguez, hat schon viele Male Coromoto beschuldigt, der Folterer seines Vaters zu sein, der 1976 ermordet wurde. Er, der Bürgermeister des Hauptstadtbezirks Libertador, war der erste, der am Studentenwohnheim Livia Gouverneur ankam, das am gleichen Tag, als die Polizisten niedergeschlagen wurden, von gewalttätigen oppositionellen Gruppen belagert wurde.

Livia Gouverneur war eine Studentin, die 1961 durch die Truppe desselben Folterers umgebracht wurde.

Aber wenn man nach den Argumenten urteilt, die in dem Bestreben Wahrheiten zu fabrizieren, egal welche, immer wiederholt werden, sind die Forderungen der Opposition in den Augen der OAS gerecht. Man muss die Volksabstimmung zum Revokatorium beschleunigen, auch wenn es nicht gesetzmäßig ist.

Dafür haben sie „drei Millionen Unterschriften“, sagte Capriles im Fernsehen zuerst, später waren es dann „zwei Millionen 600.00. Aber wir haben 1,8 Millionen dem Nationalen Wahlüro übergeben, da wir keine Zeit hatten, sie alle zu überprüfen“, sagte er am Ende.

„Aber die haben wir gut überprüft, Namen für Namen, Unterschrift für Unterschrift“, erläuterte er seine absolute Wahrheit, so „überzeugend“, das nicht einmal die Namen von Verstorbenen, Minderjährigen, Ausländern, Rubriken ohne oder schadhaften, kaum erkennbaren Fingerabdruck noch Bedeutung hatten.

In diesen Gewässern wird die Wahrheit debattiert, von allen Seiten hin- und hergestoßen. Aber die großen Medien, deren Dienste von der internationalen Rechten gemietet wurde, wissen ob der Stärke dieser Art von Wahrheit, kennen das Goebbelsche Prinzip und übernehmen ihre reaktionäre und überzeugende Rolle gegen die Bolivarische Revolution.

Aber, was Venezuela betrifft, müsstendie lokalen und ausländischen Rechten eine Art Konzil etablieren, um an einem Strang zu ziehen. So viel Gezerre, soviele Widersinnigkeiten, die Wahrheit wird zu stark verdreht und erscheint am Ende als eine Schnur von schamlosen Lügen, die niemandem mehr nützen, selbst Almagro nicht, für seine „neue und erlöserische“ Vision einer dekadenten OAS, die nicht mehr zu retten ist.