Am nächsten Montag wird in Washington in einer „feierlichen und kurzen“ Zeremonie, an der etwa dreißig Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Kubas und ca. 500 Gäste teilnehmen, die kubanische Flagge gehisst werden und die Nationalhymne Kubas zu hören sein, um so die Wiedereröffnung der kubanischen Botschaft in den Vereinigten Staaten anzuzeigen, hieß es gestern aus einer Quelle des kubanischen Außenministeriums.
Wenn der Sekundenzeiger die erste Sekunde des 20. Juli markiert, sind die Beziehungen zwischen beiden Ländern offiziell wiederaufgenommen und die gegenwärtige Interessenvertretungen in Havanna und Washington werden sich in Botschaften verwandeln.
Im Falle Kubas wird die offizielle Eröffnungszeremonie am 20. Juli morgens stattfinden.
Die kubanische Delegation wird von Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla angeführt. Er wird der erste Außenminister seit mehr als einem Jahrhundert sein, der die Vereinigten Staaten offiziell besucht.
Während seines Aufenthalts wird er vom US-Außenminister Kerry empfangen werden.
An der Zeremonie in der 16. Straße, in der seit fast einem Jahrhundert das Haus eingebettet ist, das einst als Botschaft und danach als Interessenvertretung Kubas fungierte, werden an die 30 Persönlichkeiten aus den Bereichen Politik, Kultur, Jugend, Wissenschaften und Sport teilnehmen. Darunter befinden sich u.a. die Vizepräsidentin der kubanischen Nationalversammlung Ana María Mari Machado, der Präsident des Nationalen Künstler- und Schriftstellerverbandes UNEAC, Miguel Barnet, die Rektorin der Universität für Informationswissenschaften, Miriam Nicado Gracía und Josefina Vidal Ferreiro, die für die Vereinigten Staaten zuständige Direktorin im kubanischen Außenministerium, die auf kubanischer Seite die Verhandlungskommission bei den Gesprächen zwischen beiden Ländern geleitet hat.
Andere kubanische Persönlichkeiten, die bei der Zeremonie zugegen sein werden, sind u.a. der Historiker der Stadt Havanna, Eusebio Leal, der ehemalige Präsident des kubanischen Parlaments, Ricardo Alarcón und der erste Chef der kubanischen Interessenvertretung in Washington, Ramón Sánchez Parodi.
Außerdem gehören die Künstler Alexis Leiva Machado (Kcho) und Silvio Rodríguez sowie Ronald Hernández, ein Mitglied des Kontingents Henry Reeve, das in Westafrika die Ebola-Epidemie bekämpft hatte, zu den Anwesenden.
Die Zeremonie der USA in Havanna wird zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden, der von den Behörden beider Länder noch bekanntgegeben werden wird.
Die kubanische Mission hat auch fast 500 Leute eingeladen, die in all diesen Jahren für eine Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Ländern gearbeitet haben.
Auf die Frage, ob möglicherweise auch andere US-Politiker, die gegen die Annäherung zwischen den beiden Ländern seien, wie etwa Marco Rubio eingeladen würden, sagte der für die Vereinigten Staaten im kubanischen Außenministerium zuständige stellvertretende Direktor Gustavo Machín, dass niemand Leute in sein Haus einlädt, „die einem nur schaden und jeden Fortschritt verhindern wollen“.
DAS ENDE EINER ETAPPE UND DER BEGINN EINER NEUEN
Die Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen und die Eröfffnung der Botschaften ist ein bedeutsames Ereignis, das dem entspricht, was die Präsidenten Kubas und der Vereinigten Staaten am vergangenen 17. Dezember vereinbart haben.
Es ist ein historischer Schritt, wenn jetzt am 20. Juli die Leiter der Interessenvertretungen, der Kubaner José Ramón Cabañas und der US-Amerikaner Jeffrey DeLaurentis, Geschäftsträger an vollständigen Botschaften sind.
Machín ging auf die „Vielschichtigkeit“ des US-Systems ein, wenn es um die Ernennung von Botschaftern geht, und sagte, dass es Vorgänge gebe, die in beiden Ländern durchgeführt werden müssten. Er sagte, dass die Ernennung von Botschaftern deshalb nicht geleichzeitig erfolgen müsse.
Auf das zukünftige Verhalten der neuen Botschaften eingehend, hob Machín hervor, dass am 1. Juli, als die Präsidenten Briefe austauschten, um die Vereinbarung zur Wiederaufnahme der Beziehungen anzukündigen, beide die Verpflichtung ansprachen, die Prinzipien und die Vorsätze der Charta der Vereinten Nationen, insbesondere der Wiener Vereinbarungen über Diplomatische und Konsularische Beziehungen zu respektieren.
Gleichfalls hob er die Bedeutung der Worte Obamas beim letzten Amerikagipfel hervor, dass sein Land nicht im Geschäft des Regime Change in Kuba sei.
„Jetzt müssen wir in der Praxis sehen, wie diese Vorsätze umgesetzt werden“, sagte Machin. Es gebe Signale im US-Kongress, besonders im Repräsentantenhaus, die Summen, die historisch unter dem Dach „Programme zur Förderung der Demokratie“ für subversive Aktionen gegen Kuba bereitgestellt wurden, zu erhöhen.
Der kubanische Diplomat bestätigte, dass die Wiederaufnahme der Beziehungen der Höhepunkt einer ersten Phase und der Beginn eines viel größeren und komplexeren Prozesses zur Normalisierung der bilateralen Beziehungen sei.
Dazu sagte er, dass es unmöglich sei, auf diesem Weg weiterzukommen, ohne dass die Blockade aufgehoben werde.
Machím erwähnte andere Punkte, die Kuba für diese neue Etappe auf den Tisch gelegt hat, wie die Rückgabe des durch die Marinebasis in Guantanamo unrechtmäßig besetzten Gebietes, die Einstellung der illegalen Radio-und Fernsehübertragungen, die Beseitigung der Programme zur Förderung der Subversion und Destabilisierung von innen und die Entschädigung des kubanischen Volkes für die menschlichen und wirtschaftlichen Schäden, die durch die Politik der Vereinigten Staaten verursacht wurden.
„Das sind Probleme, die Zeit brauchen“, sagte er.
Von Seiten der Vereinigten Staaten ist bekannt geworden, dass das Thema der Entschädigung für das zu Beginn der Revolution verstaatlichte Eigentum von Interesse sei.
Machín führte aus, dass beide Seiten noch nicht übereingekommen seien, wie, wann und wo der Dialog zu diesen Themen von nun an vonstatten gehen solle und auch nicht, in welcher Form.
Er sagte, dass Teil des neuen Prozesses sei, zu entscheiden, ob man sich auf nur einen einzigen Punkt konzentriere oder mehrere gleichzeitig behandele und ob man dies in Form von Kommissionen oder speziellen Delegationen machen werde.
Machín, der in seiner langen diplomatischen Laufbahn mit den USA befasst war, versicherte, dass er persönlich, was die Zunkunft angehe, nicht pessimistisch sei.
„Die Präsidenten haben eine Entscheidung getroffen und jetzt sind wir in der Lage, die Lösung für Probleme zu suchen, die sich seit 56 Jahren angehäuft haben“, sagte er.
Auf die Fortschritte eingehend, den es in der US-Politik in den Monaten nach dem 17. Dezember bei einigen spezifischen Aspekten gegeben hat, sagte Machín, dass man Maßnahmen getroffen habe, die in die richtige Richtung gingen, aber diese seien noch sehr begrenzt.
Präsident Obama habe noch weiter gehende exekutive Befugnisse, um die Praxis bei der Handhabung der Blockade zu beeinflussen, auch wenn nur der Kongress die Macht habe, sie aufzuheben.
Zu der Möglichkeit, dass die nächsten Wahlen ein Präsident gewinnen könnte, der gegen eine Veränderung in der Kubapolitik sei und alle von Obama getroffenen Maßnahmen umstoße, sagte Machín, dass die Mehrheit der US-Bevölkerung die bis jetzt getroffenen Entscheidungen unterstütze.
„Der nächste Regierungschef wird die Verantwortung haben, Handlungen durchzuführen, die er als richtig erachtet und die den Wunsch und den Willen beider Völker respektieren“, meinte Machín.
Kuba wiederhole seinen Willen, im Prozess zur Normalisierung der Beziehungen mit den Vereinigten Staaten voranzuschreiten, schloss Machín.