
Yarisley Silva überraschte an diesem sonnigen Sonntag im Stadion von Birmingham Trainer und Fans, als sie sich auf der sechsten Station der Diamantliga mit der Jahresweltbestleistung von 4,84 m zur derzeit besten Stabhochspringerin kürte.
Seit dem Mai nimmt sie wieder an Wettbewerben teil. Aber man sah sie praktisch nie. Sie erschien nicht auf Werbeplakaten. Auch nicht bei Nennungen von Favoriten. Wenn sie überhaupt erwähnt wurde, dann in Verbindung mit ihrem nicht zu kaschierenden WM-Titel. Und sie schwieg zu alledem, arbeitete mit ihrem Trainer Alexander Navas und wartete ihren Moment ab.
Am Donnerstag in Rom hatte sie sich noch vergebens an 4,70 m versucht, aber wenigstens einer der Fehlversuche über diese Höhe hatte hoffen lassen. Es fehlten nur Details. Zuvor hatte sie 4,50 m und 4,60 m übersprungen, als wäre es gar nichts.
Auf britischem Boden zeigte sie nun, was in ihr steckt und von nun an wird man sie wieder auf der Rechnung haben müssen, nicht nur wegen ihrer Wettkämpfe und Preise, sondern weil ihre 4,84 m in diesem Jahr noch von keiner anderen Stabhochspringerin der Welt überquert wurden.
Mittlerweile liegt sie in der Punktwertung der Diamantliga mit 18 Einheiten auf Platz drei, obwohl ihr Fokus sicher die Olympischen Spielen sind und auf diese bezog sie sich in der typisch verklausulierten Sprache der Sieger, als sie sagte: Wenn alles gut läuft und ich auf mich aufpasse, dann, wer weiß …
Nachdem sie sauber über 4,50 m und 4,60 m gekommen war, schaffte sie die 4,70 im zweiten Versuch wie auch die Griechin Ekaterini Stefanidi und die Schweizerin Nicole Büchler, während die Brasilianerin Fabiana Murer für diese Höhe drei Versuche benötigte. Yarisley übersprang auch die 4,77 m im zweiten Versuch, wobei sie das Selbstvertrauen, die Sicherheit und die Wettkampfstärke zeigte, die sie auf ihrem Weg zur Weltmeisterschaft schon immer charakterisiert haben – neben ihrer für diesen Sport idealen Physis.
Damit bezwang sie schließlich auch die 4,84 m (im dritten Versuch) und setzte sich gegen Stefanidi und Büchler durch, die mit übersprungenen 4,77 m Zweite und Dritte wurden. Die Exweltmeisterin Murer musste sich bei 4,70 m mit dem vierten Rang begnügen. Yarisley versuchte sich, als ihr Sieg schon feststand, noch zweimal an von ihr bislang noch nicht erreichten 4,92 m. Sie ist sich im Klaren, dass sie das und mehr in der Stunde der Wahrheit wird springen müssen und sie fühlt sich jetzt bereits imstande, dies auszureizen.
Die olympische Saison legt an Qualität zu: Außer Yarisleys 4,84 m gab es in Birmingham weitere Jahresweltbestleistungen in Olympiadisziplinen: über 1.500 m durch den Kenianer Asbel Kiprop in 3:29:32 min., über 3.000 m Hindernis durch seinen Landsmann Conseslus Kipruto in 8:00:12 min. und im Hochsprung durch den Katarer Mutaz Essa Barshi mit 2,37 m (Aufgepasst, Soto! Es gab zwei Versuche über 2,40 m und einen weiteren über 2,44 m).