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Yarisley Silva ist die kubanische Springerin, die international das höchste Ansehen genießt Photo: Ricardo López Hevia

Es gibt vier Sprungdisziplinen. Wie es auch vier Wurfdisziplinen gibt. Aber wenn man beide Gruppen miteinander vergleicht, schneidet bei den Resultaten die erste schlechter ab, obwohl sie von den physikalischen Eigenschaften her Frauen mehr entgegenkommt.

Unsere Werferinnen beeindrucken die olympische Leichtathletik mit zehn Medaillen (4-3-3) und 126 Punkten für Positionen in den Finals (unter den 8 Besten).

Für die Springerinnen (Hochsprung, Weitsprung, Dreisprung und Stabhochsprung) gab es nur zwei Medaillen (darunter keine goldene), sechs Finalteilnahmen und 30 Punkte – erzielt in 27 Wettbewerben. Sie sollen heute das Thema sein.

Der Hochsprung (seit 1928) und der Weitsprung (seit 1948) waren lange Zeit die einzigen Sprungdisziplinen, die für Frauen zugelassen waren. Der Dreisprung für Frauen war erst fünfmal olympisch (seit 1996) und den Stabhochsprung gibt es gewissermaßen erst seit gestern (beginnend mit den Spielen 2000).

Die Kubanerinnen begannen mit dem Weitsprung, der die größte Verwandtschaft mit den Sprintdisziplinen aufweist. Springerinnen pflegten dann auch als Ersatzläuferinnen, zuweilen auch als gesetzte Teammitglieder, bei 4 mal 100 m Staffeln eingesetzt zu werden.

Marcia Garbey aus Santiago konnte sich nicht in Mexiko 1968 qualifizieren, aber in München 1972 erreichte sie einen soliden vierten Platz mit 6,52 m. Weitere sieben Registrierte kamen in späteren Jahren weder in die Endkämpfe, noch sprangen sie weiter.

Im Hochsprung debütierte Kuba erst 1972. Marima Rodríguez überquerte lediglich 1,73 m und blieb damit von den Besten weit entfernt.

Zwei Jahrzehnte später begeisterten Ioamnet Quintero und Silvia Costa bei den Spielen von Barcelona. Ioamnet gewann als einzige kubanische Athletin in dieser Disziplin eine Medaille (Bronze), während Silva ehrenvoll Sechste wurde. Respektabel auch die Höhen: 1,97 m bzw. 1,94 m. Ioanmet Quintero nahm auch noch in Atlanta und Sydney an den Spielen teil, aber unter den Olympischen Ringen sollte sie nie mehr dieselbe sein.

Dreispringerinnen gab es mehr, trotz des Umstands, dass sich diese Disziplin für Frauen erst spät etablierte, obwohl sie im Kontext Olympia erfolglos blieben. Nicht einmal Yargelis Savigne erreichte das Podium, auch wenn sie die 15 Meter übertraf.

Die Weltmeisterin von Osaka 2007 aus Guantanamo mit 15,28 m erreichte bei den Spielen von Peking 2008 immerhin 15,05 m, musste sich aber in einem Finale auf hohem Niveau mit dem 4. Rang begnügen.

Beim ersten olympischen Auftritt einer kubanischen Dreispringerin war Yamilé Aldama als Fünftplazierte der Spiele von Sydney 2000 14,30 m weit gesprungen, nachdem sie in Atlanta vier Jahre zuvor wegen einer Verletzung nicht hatte antreten können.

Yusmay Bicet kam in Athen 2004 mit 14,57 m nicht über den 9. Platz hinaus. Vier Jahre später dachte man, der Dreisprung sei auf dem Vormarsch und beschickte die Spiele von Peking gleich mit drei Springerinnen, von denen sich aber zwei, Yarianna Martínez als 22. und Mabel Gay als 16., nicht qualifizieren konnten. Letztere wurde allerdings im darauf folgenden Jahr in Berlin Vizeweltmeisterin in einem tollen Finale hinter Yargelis Savigne, die damit zu ihrem zweiten WM-Titel kam.

Savigne trat auch 2012 bei den Olympischen Spielen von London noch einmal an, wurde dort aber mit sang- und klanglosen 14,12 m Neunte. Ihre Mitstreiterinnen Dailenys Alcántara und Josleidy Ribalta erreichten mit 13,97 m bzw. 13,88 m nicht einmal die bescheidene 14-Meter- Marke und blieben ohne Finalteilnahme.

Der Spruch, nach dem die Letzten die Ersten sein werden, trifft in gewisser Weise auf Yarisley Silva zu, die kubanische Springerin in der jüngsten olympischen Sprungdisziplin

Ihr Debüt im Stabhochsprung hatte sie 2008 mit dem 27. Platz, was die Leichtathletin aus Pinar del Rio aber nicht entmutigte. Zu den Spielen von London 2012 kam sie bereits mit einigem Prestige, hatte sie doch im Jahr zuvor bei der WM von Daegu den 4. Rang belegt. Außerdem war sie Gewinnerin der Panamerikanischen Spiele von Guadalajara im selben Jahr, bei denen sie die amtierende Weltmeisterin Fabiana Murer aus Brasilien geschlagen hatte.

In London holte sie dann die Silbermedaille hinter Jennifer Suhr. Sie verpasste Gold denkbar knapp, indem sie bei gleicher Höhe einen Versuch mehr benötigte als die US-Amerikanerin. Platz zwei war allerdings das Beste, was eine kubanische Springerin jemals bei Olympischen Spielen erreicht hatte. Die 4,75 m bedeuteten damals kubanischen Rekord.

Danach wurden sie und ihr Trainer Alexander Navas „unersättlich“. Die beiden ließen nichts Wertvolles mehr liegen. Weltmeisterin in der Halle und draußen. Drittbeste aller Zeiten mit 4,91 m. Titelträgerin auch bei den Zentralamerikanischen Spielen in Veracruz 2014 und bei den Panamerikanischen in Toronto 2015.

Der olympische Zyklus verläuft bis jetzt perfekt. Sofern kein physisches oder psychisches Hindernis dazwischenkommt, um ihre Konzentration zu stören, müsste sie sich in Rio 2016 krönen können. Weil sie bewiesen hat, dass sie es kann. Und weil sie es verdient.