
Von den neuen Daseinsweisen und den Anforderungen an die Psychologie in Kuba handelte die Eröffnungsrede von Dr. Manuel Calviño Valdés Fauly, mit der am Mittwoch in Havanna die Siebte Interkontinentale Psychologiekonvention Hominis 2016 eingeleitet wurde. Angesichts der neuen Szenarien, in der die sozialen Akteure zahlreicher werden und sich deren Rollen wandeln, die sozialen Lehren jedoch die gleichen geblieben sind und ebenfalls modifiziert werden müssen, gehe es hauptsächlich um die „Schaffung von Stärken“.
Er hob hervor, dass diese Disziplin nicht nur ein Zeuge der gesellschaftspolitischen Prozesse sein könne, die das Individuum betreffen, sondern dass die Psychologie ein Mittel sei, um in die sozialen Umgestaltungen einzugreifen und ebenfalls Antworten auf die gestellten Probleme hervorzubringen.
„Wir müssen uns veranschaulichen, dass was heute auf dem Spiel steht, nicht nur ein politisches System oder ein Wirtschaftsmodell ist, sondern der Geist, der einem Land das organische Leben gibt. Was auf dem Spiel steht, ist nach den Worten von Don Fernando Ortiz die kubanische Seele“, sagte der Experte.
Es sei wichtig, die neuen Herausforderungen nicht nur in der Richtung zu interpretieren, zur Förderung der unausweichlichen Prozesse des wirtschaftlichen Wachstums als Produzent von Wohlergehen beizutragen, sondern es sei ebenfalls Aufgabe der Psychologie, an das subjektive Wohlergehen zu denken, an die wahrscheinlich eintretenden Kosten dieses Wirtschaftswachstums.
Es müsse die Form beachtet werden, in der die Menschen versuchen werden, sich in den neuen Lebensbedingungen, in den neuen Beziehungsmustern einzurichten, die nicht etablierten Fähigkeiten, die von jenen Personen nicht anerkannt werden, deren Geschichte eine andere war, sowie der Kontext, in dem es nicht ausreiche, sich auf die staatliche Politik berufen zu können, sondern in dem es gelte, Gewissheiten der Menschen und Gruppen zu schaffen. Dies müsse erfolgen, indem deren Schöpfertum gefördert werde und nicht, indem sie sich dem anschließen, was geschehen wird, sondern dem, was wir wollen, dass geschehen soll.
Dr. Calviño führte aus, „wenn es bis gestern genügte, Befürworter der Maßnahmen zu sein, ist dies heute nicht genug. Heute müssen wir Baumeister, Bestätiger und Kritiker sein, denn diese Maßnahmen probieren in gewissem Maße auch Erfahrungen aus, die unbekannt sind, die ursprünglich nicht im Entwicklungsmodell vorgesehen waren. Wenn wir also irgendwann ein bisschen toleranter und weniger kritisch sein konnten, müssen wir heue definitiv scharfsinniger sein und mehr unsere Rechte und Lebensanforderungen bekräftigen“.
Das Treffen, das sich noch bis zum Freitag im Kongresspalast von Havanna erstreckt, umfasst 26 Veranstaltungen wie Symposien, Kongresse, Konferenzen, Vorträge, Workshops sowie die Präsentation von 800 Referaten. Beteiligt sind 46 Länder aus fünf Kontinenten.