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Die Gründe für die Proteste der Peruaner sind nicht neu, sie reichen Jahre zurück, wurden aber durch die jüngsten Ereignisse wieder wachgerüttelt Photo: El País

Für Héctor Béjar Rivera - Schriftsteller, Universitätsprofessor, ehemaliger Außenminister Perus von Juli bis August 2021 während der Regierung von Pedro Castillo - haben die Mobilisierungen in seinem Land ihren historischen Ursprung in der Empörung und Diskriminierung seines Volkes.

"Die peruanische Republik ist in ihren Ursprüngen fehlerhaft", schrieb er an Granma online. "Als sie gegründet wurde, waren die 20.000 schwarzen Sklaven, von denen viele als Soldaten in den Befreiungsarmeen von San Martín und Bolívar gekämpft hatten, nicht in die Staatsbürgerschaft integriert, auch nicht die indigenen Guerillas, überhaupt die Indigenen nicht, die 90 % der Bevölkerung ausmachten und unzählige Aufstände gegen den Kolonialismus angeführt hatten, auch nicht die Jugend, denn es wurde festgelegt, dass man erst ab dem 24. Lebensjahr Staatsbürger war, und auch nicht die Frauen.

Der erste verfassungsgebende Kongress von 1822 setzte sich nur aus katholischen Priestern, Soldaten und Juristen zusammen. Die peruanische Republik wurde behindert geboren, war sozial schwach, blind für die soziale Realität und taub für die Forderungen des Volkes, auf die stets mit Repression, Massakern und Verfolgung reagieret wurde.

Mit geringfügigen Änderungen und Erweiterungen wurde diese Situation während der 200 Jahre der Republik beibehalten und befindet sich nun in einer Krise.

Es wurde nach und nach akzeptiert, dass Analphabeten, Frauen und Jugendliche ab 18 Jahren wählen durften, aber niemals wurde ein Indigener, ein Andenbewohner, ein Schwarzer oder ein Amazonasbewohner in den Kongress der Republik gewählt. Die Demokratie wurde von den Parteien der Oligarchie oder des städtischen Bürgertums monopolisiert.

Die Dekadenz und Korruption dieses Systems, das sich bereits erschöpft hat, hat zu einem allgemeinen Aufstand sozialer Organisationen unterschiedlicher Art geführt: Bauernpatrouillen im Norden des Landes, Quechua- und Aymara-Gemeinschaften im Süden, Händler auf den Volksmärkten, Transportarbeiter, Universitätsstudenten, Lehrer, Tausende von Menschen, Männer und Frauen jeden Alters, die sich zusammengeschlossen haben, was die Initiative der linken Parteien weit übertrifft.

Die Basis dieser sehr breiten Bewegung beruht auf den Beschlüssen von Gemeinschaften und kollektiven Organisationen verschiedener Art, die nicht die klassischen Führer der traditionellen Politik haben oder akzeptieren.

Bekanntlich war der Auslöser für die aktuelle Explosion des Volkes die missbräuchliche und illegale Absetzung von Präsident Pedro Castillo durch die rechtsextremen Gruppen, die den Kongress besetzt haben. Die Empörung ist umso größer, als die Regierung von (Dina) Boluarte auf die Proteste mit der Mobilisierung der Armee reagiert hat, die mehr als 60 Menschen getötet hat, indem sie Tränengasbomben und scharfe Munition auf die Protestierenden abschoss."

Wie beurteilen Sie angesichts der US-Hegemonie das Kräfteverhältnis auf dem Kontinent?

"Angesichts der Hegemonie der Vereinigten Staaten, die Kuba und Venezuela blockieren und sich gegen Nicaragua verschwören, gibt es kein Kräfteverhältnis zugunsten der Völker Lateinamerikas und der Karibik.

Simón Bolívars Wunsch nach Integration wurde nicht weiter verfolgt. Die Regierungen sind dem Verhalten der Einzelstaaten gefolgt, das für unseren Subkontinent seit dem Scheitern der Konferenz von Panama 1826 charakteristisch ist.

Es ist notwendig, die partiellen Integrationsprozesse der Andengemeinschaft, des MERCOSUR, der UNASUR, der CELAC und anderer Gremien zu beschleunigen, die uns als eine von den Vereinigten Staaten und Kanada getrennte supranationale Identität verbinden."

Was können die Prozesse in Kuba, Venezuela, Bolivien und Nicaragua in diesem lateinamerikanischen Kontext bedeuten?

"Informationen über diese vier Länder werden von den Medien, die sich in den Händen reaktionärer Monopole befinden, verschwiegen oder verzerrt. Die Politik des Kalten Krieges, die die Welt in Gut und Böse einteilt, ist wieder da.

Trotz dieser journalistischen und informationellen Blockade halten breite Volksschichten und viele junge Menschen die Sympathie, die Solidarität und die Unterstützung für diese revolutionären Prozesse aufrecht, aus denen man im Laufe des Kampfes für ein anderes System als den herrschenden korrupten und grausamen Kapitalismus lernen kann.

Die Gestalten von Fidel, Che, Allende und vielen anderen revolutionären Führern und Märtyrern sind heute Ikonen und Beispiele, an denen sich breite Volksschichten der lateinamerikanischen Nationen orientieren."