OFFIZIELLES ORGAN DES ZENTRALKOMITEESDER KOMMUNISTISCHEN PARTEI KUBAS

Die ideologischen Faktoren, die heute die schlimmsten Gifte gegen die Achtung der Menschenrechte produzieren, sind das Vorurteil und die Diskriminierung.

Wir alle sind Söhne und Töchter einer biologischen Lotterie. Jeder von uns hätte in Afghanistan geboren werden könne, wo die Zivilbevölkerung von Drohnen made in usa bombardiert wird oder in Afrika, wo die Bewohner Somalias an Hunger sterben oder vielleicht in Haiti, wo das Elend vorherrscht. Wir sind kaum mehr als ein göttlicher Hauch in diesem kurzen Leben, das wir haben.

Alles hat ein Anfang, eine Mitte und ein Ende. Wir alle müssen sterben. Und trotzdem nähren wir Vorurteile, Diskriminierung und Ressentiments...

Als ich nach vier Jahren aus dem Gefängnis kam, fragten mich viele, ob ich Hass gegenüber den Folterern empfinde. Ich antwortete ihnen, dass dies am Anfang so gewesen sei, ich mich aber dann davon geheilt hätte, nicht so sehr aus einer Tugendhaftigkeit heraus ,sondern wegen meines eigenen Wohls, weil der Hass nur den zerstört, der hasst. Der Hass ist ein Gift, das man in der Hoffnung trinkt, dass der andere stirbt. Dank der Meditation habe ich Harmonie in meinem Inneren gefunden.

Das große Problem besteht darin, dass das konsumistische und hedonistische System unsere Seele prägt.Wenn ich mir bestimmte Programme im Fernsehen oder Videos anschaue, sehe ich, dass der feministischen Bewegung noch viel zu tun bleibt, denn überall dort wird die völlige Verachtung der Frau deutlich. Solange Kinder und junge Leute die Frauen als dem Mann untergeordnet betrachten, wird es nie genügend Polizisten geben, um gegen die häusliche Gewalt vorzugehen.

Ich bin Mitglied im Rat des Alana Instituts (institutoalana.org.br), das sich für einen wichtigen Anspruch einsetzt: zu verbieten, dass ein Junge oder ein Mädchen in der Werbung arbeitet ( wie dies in vielen kapitalistischen Ländern geschieht – obwohl man in Brasilien nicht darüber spricht). Viele Süßigkeiten machen unsere Kinder krank, weil sie letale chemische Substanzen enthalten. Von daher kommt es nicht überraschend, wenn verschiedene Krebsarten, frühe Fettleibigkeit und endokrine Störungen auftreten.

Immer, wenn ich eine Schule besuche, stelle ich zwei Fragen: Was lernt ihr im Unterricht über Ernährungserziehung? Da erschrecken sie immer etwas, denn ich Wirklichkeit gibt es diesen Unterricht nicht. Die Kinder essen in der Schule den gleichen Schund, wie er auf der Straße an informellen Verkaufsständen verkauft wird. Aber es gibt nicht nur so viele Kinder mit Übergewicht, weil sie so viel Zucker und gesättigte Fette zu sich nehmen, sondern auch, weil sie nicht mehr auf der Straße spielen und keinen Sport mehr betreiben. Der sitzende Lebensstil nimmt zu. Die Sitzgeneration verbringt die ganze Zeit sitzend vor dem Handy, dem Fernsehen und dem Internet.

Dann frage ich, wie es um die sexuelle Erziehung steht. Die Lehrer erklären sie mir, aber ich antworte ihnen: „ Nein, das was Sie hier beschreiben, ist Unterricht in körperlicher Hygiene, um Krankheiten durch Geschlechtsverkehr vorzubeugen. Zu keinem Zeitpunkt haben Sie zwei kleine Schlüsselwörter benutzt, die eine gute Sexualerziehung ausmachen würden: Liebe und Zuneigung“.

Die neue Generation hat heute Sex, ohne den anderen nach dem Namen zu fragen. Ein Junge, der sich brüstete, mit vielen Mädchen im Bett gewesen zu sein, sagte seiner Familie am Mittagstisch: „Ob es euch gefällt oder nicht, ich teile euch mit, dass ich Vater werde“. Einer seiner Geschwister fragte ironisch: „ Hast du eine Idee, wer die Mutter sein könnte?“ Es ist eine Generation, die noch nicht den Rand der sokratischen Ethik erreicht hat.

Deswegen steht sie auch in Bussen und Bahnen nicht mehr für ältere Menschen auf.

Meine Generation, die in den 60er Jahren 20 Jahre alt war, hatte ethische Prinzipien, die auf der Vorstellung von Sünde basierten. Die Religiosität hat uns die Ethik eingeflößt. Das ist vorbei. Wer kennt heute einen 15 Jährigen, der sich um die Sünde sorgt? Auch wenn es Ausnahmen geben kann.

Aber wir sind noch nicht bei der Vorstellung von Sokrates angekommen, für den die Ethik auf der Vernunft und nicht auf göttlichen Orakeln begründet ist.

Die Ethik müsste ein übergreifendes Fach an allen Schulen sein. Es ist erschreckend zu sehen, dass es Medizin Fakultäten gibt, in denen die Ethik keine primäre Rolle spielt. Viele sind der Meinung, dass die Korruption sich im Einsacken öffentlicher Gelder erschöpft. Sie vergessen dabei, dass, wenn man die persönlichere Bereicherung unter Missachtung der Rechte und Bedürfnisse der Gemeinschaft zum Ziel hat, dies genau so schlimm ist wie einen Raub zu begehen. Das ist nicht anderes als die Werte einer Gesellschaft zu verstärken, die auf dem Wettbewerb und nicht auf der Solidarität beruhen.