OFFIZIELLES ORGAN DES ZENTRALKOMITEESDER KOMMUNISTISCHEN PARTEI KUBAS
Während in Brasilien 40 % der Minderjährigen in Armut leben, bricht der Präsident einen wütenden Diskurs gegen die Rechte der Indigenen und den Erhalt der Umwelt vom Zaum und ergeht sich in anachronistischen, antikommunistischen Tiraden Photo: Milenio

Alles verändert sich. Und gerade jetzt verändert sich die Gesellschaft in einer überraschenden Geschwindigkeit. Früher hatten Einrichtungen wie der Staat, die Religion, die Schule und die Familie einen klar definierten Rahmen. Das gab dem Bürger eine Gefühl der Stabilität. Das Gebilde der Institutionen schien so gut mit einander verflochten, dass jeder Versuch „daraus zu entfliehen“ einem unvorhersehbaren Abenteuer oder dem Fehlen von Achtung vor den Säulen der Demokratie gleichkam.

Seit den Zeiten, als man noch in Stämmen zusammenlebte, sind es die kollektiven oder die Gemeindestrukturen, die unser soziales Zusammenleben bestimmen.Und die Macht äußerte sich darin, die institutionellen Zügel in der Hand zu halten und in der Fähigkeit, die Richtung der juristischen Ordnung und der Wirtschaftspolitik zu bestimmen.

In dieser durch den Neoliberalismus hegemonisierte unilaterale Welt ist diese Ordnung implodiert. Jetzt haben wir es mit Staatschefs zu tun, die die Bestimmungen der Verfassung übergehen und sich nicht durch Reden mit einer gewissen protokollarischen Feierlichkeit mit der Nation in Verbindung setzen sondern über digitale Netze wie Instagram, Twitter oder Facebook. Das ist der Fall beim Präsidenten Brasiliens. Während die öffentliche Meinung ihre Entrüstung kundtut, dass die Morde an Marielle Franco und Anderson Gomes nicht aufgeklärt sind, die Arbeitslosigkeit ansteigt, die Gesundheitsversorgung demontiert wird und bei der Bildung gekürzt wird, bricht der Präsident einen wütenden Diskurs gegen die Rechte der Indigenen und den Erhalt der Umwelt vom Zaum und ergeht sich in anachronistischen, antikommunistischen Tiraden. Quijote umgekehrt - der Regierungschef verhält sich gleichgültig gegenüber den realen Problemen des Landes und eröffnet das Feuer gegen die Windmühlen des „Globalismus“ und des „Klimatismus“.

Die Dinge wiederholen sich mit der Entinstutionalisierung auf anderen Gebieten wie bei den Kommunikationsmedien. Heute hat jeder Nutzer des digitalen Netzes seine eigenen Informationsquellen und sein Publikum, das die Nachrichten aufnimmt, auch wenn es sich dabei vor allem um fake news handelt. Die Fakten sind nicht wichtig, was zählt ist die Version der Fakten. Man verbreitet nicht Nachrichten, um zu informieren sondern um zu entwerten, mit Beleidigungen und Drohungen gegen jede entgegengesetzte Meinung.

Und das zeigt seine Wirkung, denn die Psychologie lehrt uns, dass wir die Beleidigungen besser in unserem Herzen bewahren als das Lob. Die Emotionen stellen sich über die Vernunft. Wir wollen nicht mehr überzeugen, wir wollen Recht haben, (siegen). Die Wahrheit ist das, was ich behaupte, alles andere ist Ideologie.

Die Schwächung der Institutionen ist fortschreitend. Es ist wie bei einem Fußballspiel, bei dem jeder Spieler das Gefühl für die Mannschaft verliert und versucht sich den Ball anzueignen, ganz so, als ob der Sieg nur von seinen Anstrengungen abhängen würde. Warum soll ich den Ball an den Mannschaftskameraden weitergeben, wenn das Verdienst doch dem zufällt, der das Tor macht? Alle wollen ihr Tor schießen. Die Idee der Zusammenarbeit geht verloren.Sie machen sich über die Regeln des demokratischen Spiels lustig. Man betrachtet die Realität als ein großes Videospiel, bei dem die Herausforderung darin besteht, die Gegner auszurotten und den Krieg zu gewinnen. Es ist eine apokalyptische Situation. Alle Atavare sind davon überzeugt, dass sie die letzte Schlacht schlagen und sich in der Macht verewigen werden.

Wie soll man sich in einer solchen Lage verhalten? Wie innerhalb der demokratischen Parameter agieren, wenn, jene, die an der Macht sind, nicht die geringste Achtung vor diesen zeigen? Darin liegt die Gefahr.

Wenn diejenigen, die mit der autokratischen Welle unzufrieden sind, die die Demokratie von innen aushöhlt, sich entscheiden, mit den gleichen Waffen zu kämpfen, wird das Chaos regieren. Wenn einmal die Regeln der Demokratie implodieren, bleiben nur noch Anarchie und das Talionsprinzip, das Gesetz der Vergeltung.Wie wir das ja schon als Warnung virtuell in den digitalen Netzen sehen können.

Deshalb ist es so wichtig, dieses Spiel ohne Regeln anzuklagen und die demokratischen Institutionen zu stärken und zu perfektionieren, damit sie wirksame Netze zum Schutz der Bürger und zur Erweiterung der Demokratie sind. Wenn das nicht gelingt, wird nach dem Sturm die Sintflut folgen.