
PANAMA – Annähernd 30 Millionen Lateinamerikaner, viele von ihnen Jugendliche und Frauen mit prekärer Beschäftigung im Dienstleistungssektor, laufen derzeit Gefahr, erneut zur Armut zurückzukehren.
Eine solche Aussage ist im Bericht über die menschliche Entwicklung für Lateinamerika und die Karibik des Programms der Vereinten Nationen zur Entwicklung (PNUD) enthalten, der am gestrigen Dienstag vor über 60 Parlamentariern der Region im Lateinamerikanischen und Karibischen Parlament (Parlatino) mit Sitz in Panama vorgestellt wurde
Wenn in der Vergangenheit die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Erziehung und Bildung 72 Millionen Menschen der Region ermöglicht hätten, die Armut hinter sich zu lassen, so zentriere sich heute die Verletzlichkeit in Schlüsselfaktoren wie dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), erklärte die Stellvertretende Generalsekretärin der Vereinten Nationen Jessica Faieta.
Es mache sich die Abwesenheit von Politik bemerkbar, die auf Sozialschutz abziele, von Systemen zum Schutz von Kindern und Alten. Es mangele an Zugriff auf physische und finanzielle Vermögenswerte (eigenes Haus, Auto, Sparkonto) und die Arbeitsqualifikation gehe zurück, führte der Wirtschaftsexperte der PNUD für die Region George Gray aus.
Weitere Faktoren wie ethnische Ausgliederungen, Diskriminierungen wegen der Hautfarbe, des Geschlechts, des Migrantenstatus oder einer Behinderung kämen hinzu, stellte Faieta fest, für die die Armut “nicht durch höhere Einkommen, sondern die Umsetzung spezifischer Maßnahmen aller Regierungen zu lösen ist“.
Laut Prensa Latina fügte sie hinzu, dass, obwohl kaum 5 % der Bevölkerung sich unterhalb der globalen Armutsgrenze befänden, die Region nach wie vor die mit der größten Ungleichheit sei, in der Frauen, Jugendliche, Behinderte und Indigene besonders benachteiligt würden.
Gray betonte, dass die sozialen, wirtschaftlichen und Umweltprobleme ungelöst seien. Lateinamerika bleibe abhängig von Rohstoffen und natürlichen Ressourcen, ohne dass man berücksichtige, dass in vielen Fällen der Fortschritt auf Kosten der Umwelt gehe.
Dennoch versicherte er, dass in den letzten zehn Jahren die Region weltweit die innovativste im Bereich der öffentlichen Politik gewesen sei, was es zwischen 2003 und 2013 94 Millionen Menschen ermöglicht habe, in die Mittelschicht aufzusteigen, und dass man das Erreichte behalten müsse.
Deswegen macht der Bericht zur Menschlichen Entwicklung einen Aufruf, das lateinamerikanische Modell zu überdenken, dessen Fortschritt von einem multidimensionalen Konzept herrühre, dass sich auf das Pro Kopf Einkommen, den Rhythmus des Wirtschaftswachstums und das BIP als Kriterien zur Messung des Entwicklungsniveaus ausgewirkt habe.
Wie es seine Bewohner laut durchgeführten Untersuchungen zur Erstellung des Berichts selbst ausgedrückt haben, träumt Lateinamerika von seinem eigenen Fortschritt: Arbeit, Bildung, eigene Kraft, frei sein, um Entscheidungen zu treffen und aus Fehlern zu lernen. (PL)




