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Marabana war in seiner 29. Ausgabe ein beispielloses Ereignis Photo: Ismael Batista

Es war seit Anbeginn ein besonderer Sonntag. Die Sonne schien einen Pakt mit den Läufern eingegangen zu sein und beschlossen zu haben, diese nicht durch ihre Gegenwart zu quälen. Sie wusste, dass diese 29. Ausgabe von Marabana einzigartige Nuancen und unerwartete Konnotationen haben würde. Und der Event wurde den Erwartungen gerecht, sogar einen Heiratsantrag hinter der Ziellinie hat es gegeben.

Rekorde gab es schon beim Start vor dem Capitol, dem Nullkilometerpunkt Kubas. Über 4.700 Läufer machten sich auf den Weg. 1.500 von ihnen waren Ausländer aus 62 Ländern, darunter fast 580 US-Amerikaner. Zum vierten Mal gelang es Jorge Luis Suárez (2.29.30 Stunden), den Marabana-Marathon zu gewinnen. Bei den Frauen siegte im Marathon zum ersten Mal eine ausländische Teilnehmerin, die Norwegerin Tonje Granne (03.28.23).

Mit diesen Teilnehmerzahlen hat sich Marabana 2015 zum drittgrößten Event der kubanischen Sportbewegung entwickelt, nur übertroffen von den Zentralamerikanischen Spielen 1982 und den Panamerikanischen Spielen 1991, beides multidisziplinäre Veranstaltungen.Die Zahl der ausländischen Teilnehmer, die in der vorherigen Version 644 betrug, hat sich mehr als verdoppelt, so dass der Lauf auch immer mehr als eine Brücke der Brüderlichkeit zwischen Kubanern und Besuchern aus den verschiedensten Teilen der Welt wahrgenommen wird.

Im Halbmarathon erfüllte Richer Pérez (01.11.19), der Marathonsieger der Panamerikanischen Spiele von Toronto, seine Aufgabe und gewann zum wiederholten Mal. Auf die Plätze zwei und drei verwies er Yuleidys La O (01.11.30) und Leonardo Charon (01.12.40). Bei den Damen gewann mit großem Abstand Yudileyvis Castillo (01.18.49) vor Yailén García (01.23.39) und Misleidys Vargas (01.23.53).

ANDERE PROTAGONISTEN

Von 6:30 Uhr an herrschte ein besonderes Ambiente. Kubanische Musik, interpretiert von David Blanco, und die Oloffi-Zeremonie zogen Menschen an wie nie zuvor. Bekannte ehemalige sowie aktive Sportler liefen bei der 29. Ausgabe von Marabana mit: der ehemalige 400-m-Läufer Roberto Hernández, der ehemalige Schwimmer Rodolfo Falcón, der Kajakfahrer Jorge García (10-km-Strecke) ...

„Es ist eine großartige Gelegenheit, beim Marabana mitzumachen. Ich bin fast gegangen statt zu joggen, aber dieses Miteinander mit anderen Sportler, die Zuschauer, Lulú (seine Frau, Trainerin María Luisa Mojarrieta), wie sie mich ansport, dies alles macht den Lauf zu einem dauerhaften Erlebnis“, sagte Falcón.

Auch die in Los Angeles ansässige Victoria Balfour schwärmte: „Es ist beeindruckend, die Freiheit zu sehen, die in diesem Land herrscht. Ich hatte mir eine steife Atmosphäre vorgestellt, aber die Wirklichkeit war definitiv sehr angenehm. Die Kubaner sind die freundlichsten Menschen, die ich getroffen habe. Ich muss im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder kommen.“

Marabana war in seiner 29. Ausgabe ein beispielloses Ereignis Photo: Ismael Batista

Halbmarathon-Sieger Richer Pérez erklärte, dass seine Laufzeit seinem Trainingsprogramm entspreche: „Jeden Morgen nehme ich mir vor, mein Niveau zu erhöhen. Mit meiner Zeit von 2.17.04 Stunden habe ich mich schon für Rio de Janeiro qualifiziert, aber ich möchte in Top-Form zu diesem Wettkampf kommen, mit einer Zeit um 2.13 Stunden. Vorher werde ich mich im April beim Boston-Marathon testen“, sagte er. Richer hat bisher nur an vier offiziellen Marathons teilgenommen, zuletzt bei der Leichthletik-WM in Peking, wo er das Rennen bei Kilometer 34 aufgeben musste.

Julio Travieso, Vertreter der US-Gruppe „Hot Tamales“, nannte die diesjährige Ausgabe des Events einen Lauf der Hoffnung: „Vor acht Jahren waren wir die erste Gruppe, die vom Finanzministerium die Erlaubnis erhielt, an Marabana teilzunehmen. Damals mussten wir neun Monate auf die Genehmigung warten. Heute haben wir zu vierzehnt teilgenommen und uns alle erfüllt Optimismus und Freude.“

Aber das größte Glück empfanden sicher Shaun Baker und Hildy Fong, die hinter der Ziellinie ihre Ehebündnis besiegelten, Ringüberreichung eingeschlossen: „Havanna ist eine der romantischsten Städte der Welt. Das Leben ist eine lange Reise und heute habe ich beschlossen, diese Reise an ihrer Seite fortzusetzen. Mein Heiratsantrag ist auch mein Geburtstagsgeschenk für sie“, sagte Baker, der bei seinem ersten Aufenthalt in Kuba von der Atmosphäre und Gastfreundschaft begeister ist.

Die norwegische Marathon-Siegerin Granne, auf Urlaub in Kuba nach dem dritten Jahr ihres Medizinstudiums, sagte nach dem Lauf: „Ich bin immer noch im Schock. Ich hatte mir vorgenommen, die Strecke in ca. vier Stunden zu absolvieren. Mein Lieblingshemd hat mit ganz bestimmt Glück gebracht. Kuba ist ein wunderbares Land und ich kehre sicher ​genauso schnell wieder zurück, wie dieser beispiellosen Rennen heute war.“