
Im Jahr 1985 fragte ein ausländischer Journalist Fidel: „Was soll Ihr Vermächtnis sein? Wie soll das, was Sie in diesen Jahren getan haben, interpretiert werden?“ In seiner knappen Antwort, in der er klarstellte, dass sein Bleiben an der Macht in direktem Zusammenhang mit seinen Pflichten als Revolutionär stehe und er nicht unentbehrlich sei, erklärte er: „Ich habe keinen Zweifel daran, dass (...) die Meinung und Anerkennung des Volkes für meine Rolle und meinen Einsatz in der Revolution wirklich hoch sein wird. Das soll keineswegs heißen, dass es ein perfektes, fehlerfreies Unterfangen war, ganz im Gegenteil. Aber ich bin mir der hohen Wertschätzung meiner Verdienste sicher, absolut sicher, daran habe ich nicht den geringsten Zweifel.“
Er irte sich nicht. Die klare Kommunikation, die er mit dem Volk aufbaute, seine pädagogische Redekunst, sein extremes Engagement für die Sache und seine hohen Ansprüche an sich selbst und andere legten den Grundstein für eine echte Zuneigung, geprägt von Bewunderung und Nähe. Deshalb hatten die Menschen nicht das Bedürfnis, ihn bei seinem Nachnamen zu nennen, deshalb wagten es selbst die bescheidensten Bürger, ihn zu duzen; und deshalb wurde Fidel zum Inbegriff eines Führers, manchmal nuanciert durch Legenden und ist es weitgehend bis heute : derjenige, der alles lösen konnte und der die kubanischen Eigenschaften verkörpert, auf die die hier Geborenen stolz sind: Einfallsreichtum, Trotz, Mut. Doch Fidel, heute Teil des symbolischen Erbes der Nation, muss viel mehr sein als ein emotionales Sprungbrett; das wusste er selbst. Deshalb zwang er uns nicht zu einer Büste oder einem Straßennamen, sondern dazu, sein Denken und die wesentliche Bereicherung und Fortführung seiner Ideale zu studieren.
Er, der immer tat, was er tat, wollte sich nicht auf eine kalte und unveränderliche historische Lektion reduzieren lassen. Gut, dass er uns heute über den Aufbau der Einheit als nie endenden Prozess sprechen kann, über die Herstellung von Konsens durch kontinuierliche Erklärung, über die Rettung der Kultur an erster Stelle und über den Glauben an die Insel, das Vertrauen in ihre Männer und Frauen bedeutet, denn es gibt keinen größeren Rückschlag als Entmutigung.
Heute beginnen wir damit, den hundertsten Jahrestag des Comandante en Jefe zu begehen. Wie 1953, als eine Gruppe von Kubanern in Martí Antworten auf das, was sie beunruhigte und ein Gefühl für Ehre fand und beschloss, den Apostel an seinem hundertsten Geburtstag nicht sterben zu lassen, sollte dieser Tag eine Gelegenheit für eine gründliche Auseinandersetzung mit Fidels Werk sein, das auch ein ehrenvolles Engagement für diejenigen dieser Generation war, die weder vergessen noch tot sind.
Jetzt können wir die Generation von Fidels 100. Geburtstag sein, und das bedeutet nicht, an die Genialität zu appellieren – die er zweifellos besaß –, sondern an strategisches Denken, ein hohes nationales Selbstverständnis, an harte Arbeit, eine gewisse Sturheit und einen fruchtbaren Idealismus,die Art von Idealismus, der den Grundstein für Heldengeschichten legt und erhält. Diejenigen, die ihn gut kannten, sagen, dass es nicht so war, dass Fidel nicht gerne verlor, sondern dass er kämpfte, bis er nicht mehr verlor, und durchhielt, bis er gewann; denn an Herausforderungen wächst man. Lasst uns mit ihm in die Geschichte eintreten, und möge sie uns ihre Tore öffnen