
Alles, was mit den Ereignissen bei der Sabotage der La Coubre zu tun hat, hinterließ eine tiefe Wunde. Juan Luis Rodríguez zum Beispiel hat ein Bein verloren, Zenaida Capetillo ihren Vater und Alberto Solís zunächst seinen Vater und einige Tage später seine Mutter.
Die Narbe ist bei jedem von ihnen anders, aber genauso tief. Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie dabei waren, als die erste Explosion die Besatzung und die Hafenarbeiter tötete, die die von dem französischen Schiff mitgebrachten Waffen und Munition ausluden, oder zum Zeitpunkt der zweiten Explosion, als ein Meer von Menschen in die Bucht von Havanna strömte, um den Verwundeten zu helfen, das Feuer zu löschen... um Leichen und und die menschlichen Überreste zu bergen.
Als Juan Luis, Hauptmann der Polizeistation 14, am Nachmittag des 4. März 1960 um 15.15 Uhr spürte, wie alle Lichtmasten im Stadtviertel Carlos III zitterten, glaubte er gefühlsmäßig es sei etwas mit dem Kraftwerk in Tallapierdra passiert und er begab sich dorthin. Aber die Menschenmenge, die Trümmer und ein brennendes Schiff zeigten ihm schnell an welchem Ort genau sich die Katastrophe ereignet hatte.
Er wollte bei vielerlei helfen, aber sein militärischer Instinkt, zuerst das zu tun, was eine noch größere Tragödie verhindern würde, veranlasste ihn, sich einer Gruppe anzuschließen, die versuchte, einen mit Gewehren und Kugeln beladenen Lastwagen in die Bucht zu schieben, um ihn vom Feuer wegzuziehen.
Das war das Erste, was er tat... und das Einzige, was er tat. Die zweite Explosion überraschte ihn. Obwohl er benommen war, spürte er, "wie ein glühendes Eisen mein Schien- und Wadenbein brach... Ein Feuerpilz und schwarzer Rauch stiegen aus dem Schiff auf, und sofort fielen Stücke von Köpfen und Armen durch die Luft.
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Zur gleichen Zeit,als Juan Luis von Carlos III nach Tallapiedra "rannte", machte sich auf einer anderen Straße, von Zanja und Gervasio, auch der Junge Alberto Solís, 14 Jahre alt, eilends auf den Weg. Er ging direkt zum Hafen, sein Vater war dort Hafenarbeiter. Egal wie sehr er bettelte, sie ließen ihn nicht passieren. Vielleicht hat ihn das davor bewahrt, bei der zweiten Explosion, die sich vor seinen Augen ereignete, zu sterben.
In einem anderen Haus fragte Capetillos Frau in derselben Minute, waqs das für eine Explosion gewesen sei, und als man es ihr sagte, schlug sie die Hände vors Gesicht. Ihre Tochter Zenaida sagte, dass er "an diesem Tag normalerweise nicht gearbeitet hätte, aber man habe ihn früh abgeholt, um das Schiff schneller entladen zu können. Da er noch nicht zu Mittag gegessen hatte, sagte er meiner Mutter, dass er gegen drei Uhr eine Pause machen würde, sie sollten etwas für ihn bereit halten". Um drei Uhr waren jedoch bereits vier kleine Kinder zu Waisen geworden..
Die folgenden Tage waren die schlimmsten für die beiden Familien. Vielleicht kreuzten sich ihre Wege in den Krankenhäusern oder im Leichenhaus. Die Suche nach Capetillo war erfolglos. "Das letzte Mal, als er gesehen wurde, saß er auf den Kisten mit den Kugeln und trug die Ladung ein... Wir haben nichts gefunden, weder in der Bucht noch sonst wo.

Sieben Tage lang suchte Alberto beharrlich nach Alonso, seinem Vater. Was für ein unbeschreibliches Trauma für ein Kind, die Schubladen eines Leichenschauhauses voller unkenntlicher Leichen und Leichenteile zu durchforsten! Er hatte mehr als zehn Mal in Schublade 85 gesucht, als einer der überlebenden Begleiter seines Vaters ihm nach einer Woche sagte, er könne aufhören.
"Er hatte einen Teil seines Gesichts und ein Bein verloren, er war völlig verbrannt und hatte mehrere Einschüsse von den Waffen, die das Schiff geladen hatte, am Körper (...) Als sie ihn von dort in den Sarg legten, war seine Kleidung darunter verbrannt, aber wir konnten einige der Kleidungsstücke konnten sie identifizieren.
Kurze Zeit später wurde der Junge Alberto vom älteren Bruder seiner Schwester Esthers zu deren Vater. Maria del Carmen, seine Mutter, wurde nach der Tragödie krank und starb.
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Bei der Sabotage der La Coubre gab es mehr als hundert Tote und Vermisste, aber die Zahl der Verwundeten ist immer noch unbekannt: Sie wurde in der Trauer der Familien ständig reproduziert. Es gab viele Juan Luis und Zenaidas und Kinder wie Alberto, die verzweifelt durch die Krankenhäuser und Leichenkammern liefen.
So erzählte die Krankenschwester Gloria Azoy einige Jahre später: "...Ich hob einige Überreste auf, nur diesen Teil der Augen, beeindruckend, als ob sie lebendig wären, und ich legte sie auf einen Verband. Später kam ein Junge zu mir, der versuchte, Informationen über seinen verlorenen Vater zu finden. Ich schaute ihn an und verstand sofort, nach wem er suchte. "Das sind die Augen meines Vaters", sagte er.
Doch die US-Regierung behauptet gerne, dass Kuba den Terrorismus unterstützt, jahrelang behauptet sie das, dann behauptet sie, dass es nicht so ist, ein paar Tage lang, und dann behauptet sie es wieder. Sind wir die Terroristen?
Quelle: Archiv der Zeitung Granma