OFFIZIELLES ORGAN DES ZENTRALKOMITEESDER KOMMUNISTISCHEN PARTEI KUBAS
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DIE Kulturpolitik der Revolution wurde entscheidend während der Treffen bestimmt, die Fidel mit kubanischen Schriftstellern und Künstlern in der Nationalbibliothek José Martí im Sommer 1961 unterhielt.

Ich hatte das Privileg, an der letzten dieser Sitzungen teilzunehmen, als der Comandante en Jefe die Rede hielt, die als Worte an die Intellektuellen bekannt wurde. Ich erinnere mich daran, dass an diesem 30. Juni Fidel mit der Direktorin der Bibliothek Dr. María Teresa Freyre de Andrade herunterkam, mit dem Personal der Abteilung für Kinderliteratur sprach und sich sehr besorgt wegen der Ausrichtung der Bücher und des Lesestoffs zeigte. Als er den Theatersaal verließ, gab es Beifall.

Ich war voller Bewunderung für jenen Mann von 34 Jahren in seinem olivgrünen Anzug, der mit einem Diskurs daherkam, der sich von dem vorhergehender Politiker unterschied. Man atmete noch die Luft der Sierra Maestra und der siegreichen Kämpfe von Girón.

Ich hatte ihn bereits gehört, als er zur Columbia Kaserne kam und mit dieser frischen, modernen, direkten, unkomplizierten Sprache das Herz aller erreichte, weil er außerordentliche Wahrheiten aussprach. Das war es, was mich am meisten beeindruckte. Dieser Eindruck bestätigte sich in der Nationalbibliothek. Wir hatten es hier mit einem Führer zu tun, der offen spricht und Wort hält.

Fidel ist der Schöpfer der kubanischen Kulturpolitik. Sie geht vollständig auf ihn zurück: die Idee der UNEAC, die Formung von Kunstausbildern, das System der künstlerischen Unterweisung, die Laienkünstlerbewegung, das Netz der Verlage im Land.

Kurz nach dem Sieg der Revolution im Januar 1959 wurden das ICAIC, die Casa de las Americas und die Nationale Druckerei gegründet. Das erste Buch, das von dieser in einer Massenauflage publiziert wurde, war El Quijote (Don Quixote) in vier Bänden zu erschwinglichen Preisen.

Ein Satz aus jenen Tagen macht deutlich, wie das Denken Fidels vom martianischen Erbe geprägt ist. „Wir sagen dem Volk nicht, dass es glauben, sondern, dass es lesen soll.“ Im Jahr 1961 wurde eine edle und große Schlacht ausgetragen, um Kuba zu einem Gebiet frei von Analphabetismus erklären zu können.

Von Anfang an lag es im Interesse Fidels, dass die Kulturpolitik inklusiv und die Freiheit künstlerischen Schaffens garantiert sei. Die Demokratisierung der Kultur erfordert den Aufbau von Einrichtungen und den Zugang von immer größeren Teilen der Bevölkerung zu Museen, Galerien, Theatern, Bibliotheken, Konzertsälen und Kinos sowie die Möglichkeit für die größten Talente, überall im Land eine akademische Ausbildung zu erhalten. Diese Politik förderte auch auf Gemeindeebene die Teilnahme aller am kulturellen Leben und sie kümmerte sich um die Bewahrung und Förderung der nationalen Werte.

Wir Schriftsteller und Künstler sahen Fidel als einen der unseren an. Das fühlten wir bei den Kongressen der UNEAC und bei den Plenen des Nationalrats der Organisation, an denen er teilnahm. Auf dem Kongress 1993, als wir schwierige Momente durchlebten, seine Forderung zu hören, dass “die Kultur das erste ist, was gerettet werden muss”, war ein mächtiger Ansporn und ein Vertrauensbeweis an unsere Fähigkeit, zu widerstehen und unser soziales Projekt voranzutreiben. Fünf Jahre später, bei einem erneuten Treffen mit Intellektuellen und Künstlern, sprach er zu uns über die Auswirkungen der hegemonialen Globalisierung und die Notwendigkeit, dieser mit Argumenten, Ideen und der massiven Förderung einer allgemeinen integralen Kultur zu begegnen.

Fidel ist der Visionär, nicht nur für Kuba, sondern für die Welt. Ein Politiker, der es möglich machte, dass das größte kubanische Gedicht unserer Epoche die Revolution ist. Ihm habe ich diese Verse gewidmet.

FIDEL

 

Es ist wahr, dass die Poeten

Augenblicke des Lebens einfangen

Und sie in Geschichten einsetzen

Normalerweise eine Vergangenheit

Vage und nostalgisch

Oder die direkte Gegenwart mit ihren subtilen Feuern

Und ihrem Nachhall

Aber wie schwierig ist es, die Zukunft einzufangen

Und ihr für immer einen Platz zu geben

Im Leben aller Poeten,

Aller Menschen.