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Photo: Ricardo López Hevia

Sportliche Revanche: Vor drei Wochen hatten Arlen López und Julio César La Cruz ihren Traum vom dreifachen Olympiasieg nicht verwirklicht. Beide gingen sie in die Knie, aber sie richteten ihren Blick in die Zukunft. Heute sind sie Weltmeister im Profiboxen, weil sie gestern bei der Night of the Champions im Kolosseum von Havannas Sportstadt die Goldgürtel der International Boxing Association (IBA) gewannen.

Der Abend war perfekt für die "Domadores de Cuba". Sie gewannen alle sechs Kämpfe gegen Boxer aus verschiedenen Nationen im Rahmen der Feierlichkeiten zum Internationalen Tag des Boxens, den die IBA an unser Land vergeben hatte.

Lopez (80 kg) setzte sich gegen den Dominikaner José Luis Tejeda durch, der in einer auf zehn Runden angesetzten Begegnung bereits in der dritten Runde durch technisches Knock Out aus dem Kampf genommen wurde. Aus kurzer Distanz war er bemüht, keinen Zweifel an seiner Qualität aufkommen zu lassen. Die "Prügel" begannen in der ersten Runde, und schon in der zweiten war es nur noch eine Frage der Zeit, wann das Duell beendet werden würde.

"Ich hatte mich auf einen Kampf mit zehn Runden vorbereitet. Aber ich hatte Tejedas Merkmale studiert, und das Ergebnis kam schneller als erwartet. Dass ich hier siegreich war, nachdem ich bei den Olympischen Spielen im Halbfinale verloren hatte, verdanke ich der totalen Unterstützung meiner Familie. Es ist mein erster Profigürtel und ich hoffe, dass ich meine Karriere weiter ausbauen kann."

Fünfzig Jahre nach der ersten Weltmeisterschaft im Boxen war das Kolosseum wieder einmal eine hervorragende Kulisse, um auch den Erfolg von Julio Cesar gegen Madiyar Saydrakhimov aus Usbekistan zu sehen.

Der Kampf in der 92-Kilo-Klasse über zehn Runden war eher strategisch als intensiv, er bestand aus aufmerksamem Abwägen, Finten und kalkulierten Schlägen, Qualitäten, in denen der aus Camagüey stammende Kämpfer ein Meister ist. La Cruz errang seinen Sieg auf der mittleren und kurzen Distanz überwiegend mit Jabs, gegen die sein Gegner kein Mittel fand.

"Ich habe meinen ersten Weltmeistertitel im Profiboxen gewonnen und den Kampf gemacht, den ich wollte. Was in Paris passiert ist, liegt hinter mir. Jetzt ist es an der Zeit, diesen Erfolg zu genießen", sagte Julio César.

Die vier Kämpfe vor den beiden WM-Auseinandersetzungen waren auf jeweils sechs Runden angesetzt.

Saidel Horta (57 kg) hatte im ersten Kampf den Siegeszug der "Domadores" mit einer einstimmigen Entscheidung über den Russen Ruslan Belousov eröffnet. Der aus Cienfuegos stammende Kämpfer zeigte intelligentes Boxen mit schnellen Kombinationen aus der Mittel- und Langdistanz, auch wenn er sich mehrmals unnötige Schläge einhandelte.

Unterhaltsam war der Kampf zwischen Lázaro Álvarez (63,5 kg) und dem Usbeken Mujibillo Tursonov, den die Punktrichter mit 3:0 für den Kubaner werteten. Der aus Pinar del Río stammende Boxer zeigte die Effektivität seiner linken Hand und hatte die ersten vier Runden für sich, während sich Tursonov in den verbleibenden zwei Runden erholen konnte und sich in einigen guten Schlagabtauschen bewährte.

Der amtierende Olympiasieger Erislandy Alvarez (ebenfalls 63,5 kg) überzeugte mit einem tadellosen Sieg über den Kolumbianer Jose Ignacio Munoz. Besonders in der ersten Runde zeigte er den explosiven Kampfstil, der charakteristisch für ihn ist.

"Ich bin losgezogen, um zu schlagen und zu treffen, damit das Publikum mein Boxen genießen kann, aber in den letzten beiden Runden war ich ziemlich erschöpft, so dass ich dazu überging, mich aufs Kontern zu verlegen und ansonsten wenig zu bewegen, um den Gegner zu provozieren und ihn bei einer Unachtsamkeit zu erwischen", sagte Erislandy.

Der bereits 36jährige Roniel Iglesias (67 kg) ist nicht mehr derselbe wie früher, aber er verfügt nach wie vor über genügend Ressourcen und kann das gewisse (technische) Extra herausholen, das nur wenige andere haben.

Gestern gewann er in einer "split decision" gegen den Armenier Gurgen Madoyan in einem für beide sehr intensiven Kampf. Roniel setzte sein Angriffstiming sehr gut um und deckte in der Verteidigung besser ab, so dass viele Schläge von Madoyan auf seinen Armen landeten.

Die Night of Champions bildete den goldenen Abschluss eines Tages, der in den Morgenstunden im Parque Central begonnen hatte, einem Veranstaltungsort, der sich für die Menschenmenge, die zum Wiegen der 12 Kämpfer gekommen war, als zu klein erwies.

Vor dem Wiegen gaben mehrere Trainer des Nationalen Boxteams vor 300 Kindern und Jugendlichen ein Training, um sie zum Boxen anzuregen und ihnen die wichtigsten kubanischen Protagonisten der Gegenwart näher zu bringen, mit denen sie Fotos, Anekdoten und Autogramme austauschten.

Trainer Víctor Sánchez erklärte gegenüber Granma, dass die sechs Kubaner in Topform angekommen seien. "Wir haben den Rückkehrern aus Paris zwei Tage frei gegeben und uns dann auf eine grundlegende allgemeine Vorbereitung konzentriert."

Im Parque Central ermahnte der ehemalige Weltmeister und lebende Legende dieses Sports, Roberto "Manos de Piedra" Durán aus Panama, die Jugendlichen, ihren Eltern zu gehorchen und sich von Drogen und falschen Freunden fernzuhalten.